Newsletter #14 - Die 6 besten Indikatoren zur Stimmungsanalyse an der US-Börse
Willkommen bei DIY Weekly – Dein Finanz-Newsletter für Geldanlage an der Börse und langfristigen Vermögensaufbau
Im Newsletter #13 von letzter Woche haben wir darüber gesprochen, warum die Liquidität in den USA die treibende Kraft hinter der langfristigen Kursentwicklung des S&P 500 ist – beeinflusst durch die Geldpolitik der US-Notenbank, etwa durch Anpassungen des Zinsniveaus.
Aber hast du dich jemals gefragt, warum es im US-Aktienmarkt phasenweise immer wieder zu Übertreibungen nach oben und unten kommt?
Die Antwort liegt in der Psychologie der Anleger. Emotionen wie Euphorie, Panik, Angst und Gier bestimmen, wie wir auf Veränderungen des Liquiditätsniveaus reagieren.
Die gute Nachricht: Diese Dynamiken lassen sich messen. Heute zeige ich dir sechs bewährte Indikatoren, mit denen du die allgemeine Stimmung am US-Aktienmarkt analysieren kannst. Damit erkennst du mögliche Übertreibungen, bleibst rational – und nutzt die Chancen, die sich bieten.
Lass uns direkt einsteigen!
Die 6 Indikatoren, die deine Investmentstrategie bereichern
Bevor wir starten: Es ist nicht wichtig, die technischen Details der Indikatoren und dessen Berechnung zu verstehen. Das einzige was zählt, ist ihre Interpretation – also, was die Werte dir über die aktuelle Marktstimmung sagen und wie du darauf reagieren kannst.
Indikator #1: Fear and Greed Index
Link: Fear and Greed Index (zurück bis 2021 und im Vergleich zum S&P 500), Fear and Greed Index (aktueller Stand, inkl. aller Bestandteile des Index)
Definition: Der Fear and Greed Index kombiniert sieben Faktoren, darunter aktuelles Momentum, Volatilität, Marktbreite und mehr, um die vorherrschende Marktstimmung zu messen. Die Werte reichen von 0 (extreme Angst) bis 100 (extreme Gier).
Interpretation:
- Wert <25: Märkte sind von extremer Angst getrieben – oft eine gute Kaufgelegenheit, da übertriebene Ängste den Aktienmarkt kurzfristig unter Druck setzen.
- Wert >75: Märkte sind extrem gierig – ein Warnsignal.
Aktuelle Lage: Heute liegt der Fear and Greed Index bei einem Wert von 58, was auf Gier hindeutet (sh. Chart unten). Dies könnte bedeuten, dass der Markt sich in einer leicht überhitzten Phase befindet.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Am 5. August 2024 sank der Wert zuletzt auf 17, ein klares Anzeichen für extreme Angst unter den Anlegern, nachdem die Aktienkurse an den US-Märkten stark nachließen. Hauptgrund für den Kursrückgang war die überraschende Erhöhung der Leitzinsen in Japan, die Währungsspekulanten dazu zwangen, Aktien zu verkaufen. Großanleger hatten sich über Jahre hinweg zu niedrigen Zinsen in Japan verschuldet und das Geld dann im Ausland angelegt, vor allem in US-Dollar. Das lohnt sich, solange die japanische Währung gegenüber dem Dollar schwach bleibt, änderte sich jedoch mit den höheren Zinsen in Japan. Privatanleger, die in dieser Phase mutig waren und kauften, profitierten stark von der anschließenden Erholung. Der S&P 500 steht seitdem um 17% höher als noch Anfang August.
Indikator #2: CBOE Volatility Index (VIX)
Links: VIX (zurück bis 1990)
Definition: Der VIX, oft als Unsicherheitsbarometer der Börse bezeichnet, misst die erwartete Volatilität des S&P 500 basierend auf Optionspreisen. Hohe Werte deuten auf Unsicherheit und Nervosität am Markt hin – Zustände, die Anleger meiden und häufig zu heftigen Kursschwankungen führen.
Interpretation:
- VIX >30: Hohe Unsicherheit – oft ein Kaufsignal.
- VIX <15: Übermäßige Gelassenheit – potenzielles Warnsignal.
Aktuelle Lage: Aktuell liegt der VIX bei 13,5 (sh. Chart unten) – was auf übermäßige Gelassenheit hindeutet und ein mögliches Warnsignal sein könnte. Für dich bedeutet das, dass größere Marktbewegungen in den kommenden Wochen möglich sind.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Während der Finanzkrise 2008 stieg der VIX auf über 70 – ein Zeichen von extremer Unsicherheit, da damals unklar war, wie es mit dem Finanzsystem und der Wirtschaft weitergeht.
Indikator #3: Insider Buy / Sell Ratio
Link: Insider Buy / Sell Ratio (zurück bis 2004)
Definition: Dieser Indikator zeigt das Verhältnis zwischen Insider-Käufen und Insider-Verkäufen – d.h. den Handelsaktivitäten von CEOs, CFOs, etc. in den Firmen, in denen sie tätig sind.
Interpretation:
- Ratio >1: Insider kaufen mehr – ein Zeichen von Vertrauen in die Entwicklung des eigenen Unternehmens.
- Ratio <0,5: Insider verkaufen mehr – ein Warnsignal.
Aktuelle Lage: Heute liegt die Ratio bei 0,23 (sh. Chart unten). Diese mahnt zur Vorsicht, da Insider aktuell deutlich häufiger ihre Aktien veräußern als hinzukaufen. Ein Grund mehr, bei aktuellen Investments eher selektiv vorzugehen.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Im März 2020 erreichte die Ratio einen Wert von 1,8. Insider nutzten zu dieser Zeit die günstigen Bewertungen am US-Aktienmarkt und tätigten starke Insider-Käufe, weil die Kurse der meisten Unternehmen aufgrund der Pandemie in den Keller rauschten.
Indikator #4: Dumb Money Confidence
Link: Dumb Money Confidence (zurück bis 1999)
Definition: Misst die Risikobereitschaft von Privatanlegern (wie du und ich) basierend auf Handelsaktivitäten und Fondsströmen.
Interpretation:
- Wert >60%: Euphorie – oft ein Warnsignal.
- Wert <40%: Angst – potenzielles Kaufsignal.
Aktuelle Lage: Heute liegt sie bei rund 65% (sh. Chart unten), was auf euphorische Märkte hinweist.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Während dem Ausbruch der Pandemie im März 2020 lag der Index bei nur noch 21% – ein Hinweis auf starken Pessimismus und weit verbreitete Angst. Im Nachhinein war dies einer der besten Kaufzeitpunkte für den S&P 500 oder einzelne US-Aktien.
Indikator #5: Put / Call Ratio
Link: Put / Call-Ratio (zurück bis 2012)
Definition: Die Put / Call Ratio misst das Verhältnis von gehandelten Put-Optionen (Absicherung gegen fallende Kurse) zu Call-Optionen (Spekulation auf steigende Kurse).
Interpretation:
- Ratio >1,1: Angst dominiert – Kaufsignal.
- Ratio <0,8: Euphorie – potenzielles Warnsignal.
Aktuelle Lage: Aktuell liegt die bei 0,82 (sh. Chart unten) – und damit an der Schwelle zu euphorischen Märkten.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Im März 2020 stieg die Ratio auf 1,3 – ein klares Zeichen für Angst. Es war wiederum einer der besten Einstiegszeitpunkte für ein Investment.
Indikator #6: AAII Sentiment Survey
Link: AAII Sentiment Survey (zurück bis 2009)
Definition: Wöchentliche Umfrage der American Association of Individual Investors zur Stimmung von Privatanlegern. Es gibt drei Abstufungen: optimistisch (= bullish), neutral, pessimistisch (= bearish).
Interpretation:
- Optimistisch / Bullish >50%: Überoptimismus – oft ein Warnsignal.
- Pessimistisch / Bearish >50%: Angst – potenzielles Kaufsignal.
Aktuelle Lage: Heute liegt der Bearish-Wert bei 31% und der Bullish-Wert bei 48% – und somit an der Schwelle zum Überoptimismus.
Praxisbeispiel aus der Vergangenheit: Im März 2009, kurz vor dem Beginn einer mehrjährigen Erholungsphase an der Börse, lag der Bearish-Anteil bei 70%. Rückblickend eine der besten Kaufzeitpunkte in den letzten 15 Jahren.
Nutze die Psychologie des US-Aktienmarktes zu deinem Vorteil.
Die Börse wird von Emotionen getrieben – und das kannst du zu deinem Vorteil nutzen. Mit den sechs vorgestellten Indikatoren kannst du nun selbst ein Gefühl für die aktuelle Marktstimmung bekommen und in turbulenten Zeiten rationaler und klüger handeln.
Zusammenfassend ergibt sich auf Basis der genannten Indikatoren eine optimistische / euphorische Marktstimmung für die US-Aktienmärkte und speziell für den S&P 500 - ein Hinweis auf ein mögliches Warnsignal:
- Indikator #1: Fear and Greed Index: 58 => Gier
- Indikator #2: CBOE Volatility Index (VIX): 13,5 => übermäßige Gelassenheit
- Indikator #3: Insider Buy / Sell Ratio: 0,23 => vermehrte Insider-Verkäufe, daher Warnsignal
- Indikator #4: Dumb Money Confidence: 65% => Euphorie
- Indikator #5: Put / Call Ratio: 0,82 => an der Schwelle zur Euphorie
- Indikator #6: AAII Sentiment Survey (Bullish-Wert): 48% => an der Schwelle zum Überoptimismus
Ich persönlich halte alle sechs Indikatoren regelmäßig im Blick. Die drei relevantesten sind für mich #1, #2 und #3.
Trotz der aktuell euphorischen Marktstimmung muss dies nicht bedeuten, dass die Aktienkurse in den nächsten Monaten und Jahren nicht weiter steigen können oder wir kurz vor einer Kurskorrektur nach unten stehen. Eine Korrektur ist selbstverständlich jederzeit möglich, allerdings befinden wir uns erst im zweiten Jahr eines Bullenmarktes. Bullenmärkte haben in der Vergangenheit oft deutlich länger als zwei Jahre angehalten (sh. Chart unten).
Meine Empfehlungen für deine Investmentstrategie:
- Beobachte die Indikatoren regelmäßig, besonders in Krisenzeiten.
- Kombiniere mehrere Indikatoren, um ein vollständiges Bild zu erhalten – ein einzelner Indikator isoliert betrachtet ist meist wenig aussagekräftig.
- Nutze extreme Angstphasen, um rational und antizyklisch zu handeln und vermehrt zuzukaufen, auch wenn es psychologisch schwer fällt.
Möchtest Du mehr über aktuelle Marktanalysen und effektive Investmentstrategien erfahren? Dann schau jetzt auf meiner Website vorbei: www.thewolfofallstreetz.de
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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