Newsletter #15 - Der wichtigste Schlüssel zu langfristig steigenden Aktienkursen
Willkommen bei DIY Weekly – Dein Finanz-Newsletter für Geldanlage an der Börse und langfristigen Vermögensaufbau
Neben meinen Investments in kostengünstige Qualitäts-ETFs investiere ich gezielt in erstklassige Wachstumsunternehmen, die das Potenzial haben, ihren Wert zu vervielfachen. Um die Wirkung dieser Strategie zu maximieren, halte ich die Anzahl der Positionen bewusst gering (mehr Details in meiner Investmentstrategie). Diese fokussierte Herangehensweise führt über die Zeit zu einer höheren Volatilität, die sich bisher in diesem Jahr mit +75% Rendite ausgezahlt hat (sh. Chart unten) – u.a. befeuert durch die positiven Katalysatoren der US-Wahl.
Doch was unterscheidet langfristig erfolgreiche Aktien von stagnierenden oder verlustbringenden?
Der Schlüssel liegt selten allein in steigenden Umsätzen oder kurzfristigen Gewinnmeldungen. Langfristig folgt der Aktienkurs der Entwicklung des freien Cashflows (FCF) – der echten Messgröße für starkes, nachhaltiges Wachstum.
Heute zeige ich dir, warum der Aktienkurs langfristig dem FCF folgt – und wie du das für deine Investments nutzen kannst (mehr Details zum FCF hatte ich bereits in Newsletter #9 besprochen). Außerdem werfen wir einen Blick auf einige bekannte Praxisbeispiele wie Amazon, Meta und Spotify, die zeigen, wie der FCF langfristig den Aktienkurs beeinflusst.
Los geht's!
Was ist der freie Cashflow (FCF)?
Definition und Verwendungszweck
Der freie Cashflow (FCF) ist das Geld, das ein Unternehmen nach Abzug aller laufenden Kosten und Investitionsausgaben übrig hat – das verbliebene Kapital, das für strategische Initiativen zur Verfügung steht.
Der Beschluss, was mit dem freien Cashflow gemacht wird, ist eine der wichtigsten Entscheidungen des Managements. Als DIY-Anleger suchen wir Unternehmen, die ihr Kapital langfristig möglichst geschickt und effizient einsetzen.
Wofür kann der FCF also genutzt werden?
- Rückzahlung von Bankschulden: Senkt die Zinsbelastung und stärkt die finanzielle Position.
- Ausschüttung von Dividenden: Belohnt Aktionäre direkt und steigert die Attraktivität der Aktie.
- Aktienrückkäufe: Verringert die Zahl der ausstehenden Aktien und erhöht z.B. den Gewinn oder FCF pro Aktie, was positiv für den Aktienkurs ist.
- Akquisitionen: Eröffnen neue Wachstumschancen oder erhöhen Marktanteile.
- Rücklagenbildung: Schafft Sicherheit für Krisenzeiten.
Formel zur Berechnung
Freier Cashflow = Operativer Cashflow – Investitionsausgaben (auch CAPEX genannt; CAPEX = Capital Expenditures)
- Operativer Cashflow: Zeigt, wie viel Geld durch die laufenden Geschäfte des Unternehmens generiert wurde, d.h. der Verkauf der Produkte / Dienstleistungen und der damit einhergehenden Kosten.
- Investitionsausgaben: Umfasst die Ausgaben für den Kauf, Bau oder die Verbesserung von langfristigen Vermögenswerten wie Maschinen, Gebäuden oder Ausrüstung, die zur Aufrechterhaltung oder Erweiterung des Geschäftsbetriebs notwendig sind.
Beispiel: Der FCF von Amazon
Im letzten Quartalsbericht Q3 2024 von Amazon finden sich folgende Werte (sh. Chart unten):
- Operativer Cashflow: 25.971 Mio. US-Dollar
- Investitionsausgaben: 22.620 Mio. US-Dollar
- Freier Cashflow: 25.971 – 22.620 = 3.351 Mio. US-Dollar
Dieses Kapital kann Amazon nun z.B. für sinnvolle Akquisitionen, die Rückzahlung von Schulden oder die Bildung von Rücklagen nutzen.
Warum ist der FCF so wichtig?
Der freie Cashflow ist ein zentraler Indikator für die finanzielle Gesundheit und die strategische Flexibilität eines Unternehmens. Seine Bedeutung lässt sich in vier klar abgegrenzte Bereiche unterteilen:
- Liquidität – Sicherstellung der finanziellen Handlungsfähigkeit: Der FCF zeigt, wie viel Geld dem Unternehmen tatsächlich zur Verfügung steht, nachdem alle operativen Kosten und Investitionen gedeckt sind. Diese Mittel können für kurzfristige Anforderungen wie die Rückzahlung von Schulden oder die Deckung unerwarteter Kosten genutzt werden. Ein positiver FCF ist ein Zeichen für finanzielle Stabilität im Tagesgeschäft.
- Stabilität – Grundlage für Krisenfestigkeit und Flexibilität: Unternehmen mit einem stabilen oder wachsenden FCF sind besser aufgestellt, wirtschaftliche Abschwünge oder unerwartete Herausforderungen zu meistern. Sie können Rücklagen bilden und ihre finanzielle Unabhängigkeit bewahren, ohne auf externe Finanzierungen angewiesen zu sein.
- Wachstum – Ermöglichung strategischer Investitionen: Ein hoher und wachsender FCF gibt Unternehmen den finanziellen Spielraum, in strategische Wachstumsprojekte zu investieren und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ohne auf Fremdkapital angewiesen zu sein. Dazu zählen beispielsweise Akquisitionen, die oft direkt aus dem FCF finanziert werden, oder der Aufbau von Rücklagen, die zukünftige Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D) oder die Erschließung neuer Märkte ermöglichen.
- Wertsteigerung – Langfristige Attraktivität für Investoren: Der FCF ist ein wichtiger Maßstab für die Rentabilität und Effizienz eines Unternehmens. Hohe und wachsende Cashflows zeigen, dass das Unternehmen in der Lage ist, Wert für seine Aktionäre zu schaffen – sei es z.B. durch Dividenden oder Aktienrückkäufe. Anleger belohnen diese Eigenschaften mit einer positiven Bewertung am Markt und einer Steigerung des Aktienkurses.
Warum folgt der Aktienkurs langfristig dem FCF?
Die Verbindung zwischen FCF, Unternehmenswert und Aktienkurs
Der freie Cashflow (FCF) ist die Grundlage für die Bewertung eines Unternehmens. Viele Analysten und Investoren nutzen das Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF), um den fairen Wert eines Unternehmens zu berechnen. Hierbei wird geschätzt, wie viel FCF ein Unternehmen in Zukunft generieren wird.
Einfach gesagt: Je größer die Erwartungen an den künftigen FCF, desto höher der faire Unternehmenswert – und damit die Aussicht auf einen höheren Aktienkurs. Der Aktienkurs ist somit eine Reflexion des zukünftigen FCF.
Warum der FCF schwer zu manipulieren ist
Während Gewinne häufig durch buchhalterische Tricks verzerrt werden können, um ein Unternehmen möglichst positiv aussehen zu lassen, basiert der FCF auf realen Geldflüssen und ist daher deutlich manipulationsresistenter.
Der operative Cashflow und die Investitionsausgaben sind konkrete Zahlen, die weniger Spielraum für kreative Bilanzierung lassen. Dadurch gibt der FCF im Gegensatz zum Gewinn ein klareres Bild davon, wie profitabel ein Unternehmen wirklich ist.
Hohe Investitionsausgaben können den FCF temporär senken
Wenn ein Unternehmen stark in zukünftiges Wachstum investiert, führt dies aufgrund der hohen Investitionsausgaben oft zu einem geringeren FCF (zur Erinnerung: FCF = Operativer Cashflow - Investitionsausgaben). Beispiele wie Amazon und Tesla zeigen, dass solche Unternehmen bewusst große Summen in das Unternehmen reinvestieren, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu schaffen. In diesem Fall fällt der FCF geringer aus als es die wahre Profitabilität des Unternehmens vermuten lässt – langfristig verschafft sich ein Unternehmen dadurch wesentliche Vorteile, die nur schwer von anderen nachzuahmen sind.
Allerdings ist die Qualität dieser Investitionsausgaben entscheidend. Unternehmen, die langfristig hohe Investitionen in unrentable Projekte tätigen, z.B. teure, kaum genutzte Anlagen oder den Kauf unprofitabler Firmen, schwächen sich selbst finanziell. Anleger erkennen dies über die Zeit, und das Vertrauen in das Unternehmen schwindet. Der Aktienkurs gerät unter Druck, da der FCF keine weiteren Anstiege zeigt.
Als DIY-Anleger kannst du durch die Analyse des FCF fundierte Entscheidungen treffen und Unternehmen identifizieren, die langfristig Wert schaffen. Ausgewählte Unternehmen und deren Investitionsausgaben betrachte ich differenziert in meinen Unternehmensanalysen im Bereich Ressourcen auf meiner Website.
6 Praxisbeispiele: Aktienkurse, die langfristig dem FCF des Unternehmens folgen
Kurzfristig können Aktien unvorhersehbare Dynamiken entwickeln, die internen oder externen Einflüssen zugrund liegen. Langfristig orientiert sich ein Aktienkurs jedoch an der Entwicklung des FCF. Setzt du auf Unternehmen mit künftig steigendem FCF, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du einen Gewinner in deinem Aktienportfolio vorfindest.
Amazon
Amazon hat den FCF in den letzten 7 Jahren von 6,4 Mrd. US-Dollar auf 43,9 Mrd. US-Dollar erhöht. Der Aktienkurs spiegelt diesen Trend wider. Nach hohen Investitionsausgaben in 2021 und 2022, die die Basis für weiteres Wachstum legten, zeigt sich seit 2023 wieder ein stark steigender FCF. Langfristige Investoren wurden seither mit einer beeindruckenden Kursentwicklung und neuen Allzeithochs belohnt.
Apple
Apple ist ein Paradebeispiel für kontinuierliches Wachstum des freien Cashflows. Dank seines starken Ökosystems und der engen Kundenbindung konnte das Unternehmen nicht nur hohe Aktienrückkäufe und eine Dividende finanzieren, sondern auch seine Marktdominanz weiter ausbauen. Dies führte zu einem stetigen Anstieg des Aktienkurses.
Meta
Meta (ehemals Facebook) hat seinen FCF durch hohe Werbeeinnahmen und Kosteneffizienz langfristig stark gesteigert. Der Rückgang in 2022 – bedingt durch Investitionen ins Metaverse, Datenschutzänderungen bei Apple und wirtschaftliche Unsicherheit – konnte jedoch den langfristigen Aufwärtstrend des FCF nicht bremsen. 2023 erholte sich der FCF schnell wieder, was den Aktienkurs zu neuen Allzeithochs trieb.
Nvidia
Nvidia ist ein Musterbeispiel für den Einfluss des FCF auf den Aktienkurs. Der FCF explodierte zuletzt auf 56,5 Mrd. US-Dollar, getrieben durch die massive Nachfrage nach KI-Chips. Die Vehemenz dieses Anstiegs verdeutlicht, warum auch der Aktienkurs in die Höhe schnellte und sich in kürzester Zeit vervielfachte.
Spotify
Spotify wurde lange als Unternehmen mit schwachem FCF angesehen. Doch seit 2023 änderte sich das Bild: Der FCF drehte stark ins Positive, was den Aktienkurs enorm beflügelte und zu neuen Allzeithochs führte – wiederum ein Paradebeispiel, dass der FCF ein zentraler Treiber für die Kursentwicklung ist.
Visa
Visa überzeugt durch verhältnißmäßig hohe Stabilität aufgrund des planbaren Geschäftsmodells. Der freie Cashflow wächst kontinuierlich und sorgt für einen ebenso stabil steigenden Aktienkurs. Selbst in Krisenphasen wie während der COVID-19-Pandemie blieb Visa ein verlässliches Investment.
Die wichtigste Botschaft: Der Aktienkurs eines Unternehmens folgt langfristig dem freien Cashflow. Alles andere ist kurzfristige Ablenkung.
Unternehmen, die nachhaltig wachsenden FCF generieren, bieten Anlegern nicht nur Stabilität, sondern auch die Chance auf erhebliche Wertsteigerungen. Als Anleger solltest du deshalb genau darauf achten, wie Unternehmen ihren freien Cashflow entwickeln – das kann der Schlüssel zu einem langfristig erfolgreichen Investment sein.
Hier ist eine kurze Checkliste, wie du den FCF bei Unternehmen analysierst:
- Operativer Cashflow: Ist er positiv und wächst er kontinuierlich?
- Investitionsausgaben: Sind die Investitionen sinnvoll und fördern sie das zukünftige Wachstum des Unternehmens? Schaffen sie die Grundlage, um in den kommenden Jahren noch mehr FCF zu generieren?
- Langfristiger Trend: Zeigt sich über die letzten Jahre ein steigender FCF? Welche Erwartungen gibt es an die zukünftige Entwicklung des FCF (schließlich zählt an der Börse die Zukunft und nicht die Vergangenheit)?
- Nutzung des FCF: Werden Schulden abgebaut, Dividenden gezahlt, Aktien zurückgekauft, andere Unternehmen übernommen oder Rücklagen gebildet? In anderen Worten: Wird der FCF sinnvoll eingesetzt?
- Branchenabhängigkeit: Verstehe, wie typische Investitionszyklen und Marktdynamiken in der jeweiligen Branche den FCF beeinflussen. Gibt es gewissen Investitionszyklen, die den wahren FCF verzerren könnten, aber langfristig für das Unternehmen vorteilhaft sind?
Der freie Cashflow ist ein zentraler Indikator für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Die Analyse des FCF, insbesondere im Kontext der Branche und der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens, hilft dir dabei, fundierte Investmententscheidungen zu treffen.
Nochmal zur Erinnerung: Mehr zu Cashflow-Thematik findest du auch in Newsletter #9 – ein Muss für alle, die die Kapitalflussrechnung und den freien Cashflow besser verstehen wollen.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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