Newsletter #16 - So würde ich heute mit dem Investieren starten: Ein Leitfaden für DIY-Anleger
Willkommen bei DIY Weekly – Dein Finanz-Newsletter für Geldanlage an der Börse und langfristigen Vermögensaufbau
Es gibt einen Moment, den jeder Anleger früher oder später erlebt – den Moment, in dem man zurückblickt und denkt: "Hätte ich das nur damals schon gewusst."
Wenn ich heute nochmal bei null anfangen könnte, würde ich einiges anders machen: einfacher, gezielter und ohne die Fehler, die mich am Anfang Zeit und Geld gekostet haben. Als berufstätiger DIY-Anleger mit wenig Zeit ist es wichtig, einen klaren Plan und eine effiziente Strategie zu haben, die langfristig funktioniert und dich nicht mit unnötigem Aufwand belastet.
In diesem Leitfaden zeige ich dir Schritt für Schritt, wie ich heute nochmal starten würde.
Los geht's!
Schritt 1: ETF-Sparplan als Fundament
Der erste Schritt ist einfach und der vielleicht wichtigste für eine erfolgreiche finanzielle Zukunft: Lege einen automatischen Sparplan auf einen Qualitäts-ETF als Basis für dein Portfolio an. Damit investiert zu regelmäßig und automatisiert einen fixen Betrag in den langfristig steigenden Aktienmarkt. Betrachte jeden investierten Euro als Anzahlung auf deine künftige Freiheit.
Warum ETFs?
- Diversifikation: ETFs bieten eine sofortige Diversifikation – du investierst nicht nur in eine Firma, sondern meist in Dutzende oder Hunderte Unternehmen auf einmal, darunter die besten der Welt.
- Geringe Kosten: ETFs sind kostengünstig, da sie passiv gemanagt werden und keine hohen Verwaltungsgebühren haben. Bankprodukte sind meist teurer und werfen nicht zwingend bessere Renditen ab. Dein Geld sollte für dich arbeiten, nicht für die Bank.
- Einfachheit und Zeitersparnis: ETFs sind einfach und zeitsparend, da sie keinen Aufwand erfordern und das Investment bei einem Sparplan nach erstmaliger Einrichtung automatisch erfolgt.
- Gute Rendite: Langfristig liefern Qualitäts-ETFs ordentliche Renditen von durchschnittlich bis zu 10% pro Jahr und schlagen damit die meisten Bankprodukte, die nicht mit dieser Performance mithalten können.
Wie starte ich mit dem ETF-Sparplan?
Im Newsletter #11 habe ich dazu bereits eine detaillierte Anleitung geschrieben. Hier nochmal die Kurzfassung:
- Schritt 1: Lade eine kostenlose Broker-App herunter und eröffne ein Depot
- Schritt 2: Wähle den für dich richtigen Aktienindex
- Schritt 3: Wähle den dazu passenden ETF
- Schritt 4: Richte einen Sparplan ein, der automatisch und regelmäßig für dich investiert
- Schritt 5: Bleibe langfristig investiert und freue dich über das Ergebnis
Wichtig: Setze nur auf absolute Qualitäts-ETFs und nicht auf ETFs, die schlechte Unternehmen, Branchen oder Ländern beinhalten. Die besten Basis-ETFs für alle Anlegertypen findest du im ETF-Guide im Bereich Ressourcen auf meiner Website. Ich persönlich setze auf einen S&P 500 ETF von iShares (WKN: A0YEDG). Warum? Das erkläre ich z.B. ausführlicher in Newsletter #12.
Zusatz-Tipp: Versuche dein Einkommen zu maximieren und den Sparbetrag für deinen ETF so gut es geht zu erhöhen. Nutze außerdem unerwartete Einnahmen, um deinen Sparplan gelegentlich mit Einmalzahlungen zu boostern – vor allem in schwachen Marktphasen.
Schritt 2: Kostenloses Musterdepot für Einzelaktien erstellen und mind. 6-12 Monate lang verwalten
Während dein ETF-Sparplan im Hintergrund läuft, ist es Zeit, erste Erfahrungen mit Einzelaktien zu sammeln – zunächst ohne dein echtes und hart verdientes Geld einzusetzen.
Warum ein Musterdepot?
- Marktgefühl entwickeln: Du gewinnst ein Gefühl für den Aktienmarkt und verstehst, wie sich Einzelaktien im Alltag verhalten, z.B. tägliche Kursbewegungen, die Reaktionen auf Unternehmensmeldungen, Quartalszahlen und globale Ereignisse. Dies gibt dir einen guten ersten Einblick in die Dynamiken und Wirkmechanismen von Aktienbewegungen.
- Kursschwankungen miterleben: Du erfährst hautnah, wie sich Kursschwankungen (= Volatilität) anfühlen und was das emotional mit dir macht: bist du unberührt von Schwankungen oder macht es etwas mit dir.
- Frühzeitig die großen Fehler machen: Du kannst strategische Fehler machen und daraus lernen ohne ein Risiko einzugehen. Ein Musterdepot ist wie ein Testlauf, bei dem du kein echtes Geld verlierst – perfekt, um eigene Stärken und Schwächen zu erkunden.
- Präferenzen kennenlernen: Du erkennst frühzeitig, welche Art von Unternehmen zu deiner Persönlichkeit und deinen Vorlieben passen. Du lernst, ob du eher etablierte oder junge Firmen bevorzugst, und welche Sektoren wie Technologie, Konsumgüter oder Gesundheitswesen deinen Interessen und Zielen entsprechen. Vielleicht arbeitest du bereits beruflich in einem der Sektoren und hast dadurch einen interessanten Wissensvorteil im Hinblick auf bestimmte börsennotierte Unternehmen.
Wie starte ich ein Musterdepot?
- Musterdepot registrieren: Erstelle ein virtuelles Musterdepot – im Internet findest du unterschiedliche Anbieter, z.B. Onvista (per Browser oder via App).
- Unternehmen auswählen: Wähle max. 5-10 erstklassige Unternehmen aus, von denen du glaubst, dass sie über nachhaltige Wettbewerbsvorteile verfügen und ihre Branche langfristig dominieren werden. Im Bereich Investmentstrategie auf meiner Website findest du meine wichtigsten Investmentkriterien, auf die ich bei meiner Aktienauswahl besonders achte.
- Portfolio verwalten: Verwalte die Entwicklung deines Portfolios über mind. 6-12 Monate und versuche so viel wie möglich zu lernen – sowohl inhaltlich als auch emotional.
- Was bewegt die Kurse deiner Unternehmen? Quartalszahlen, neue Produkte oder ein Wechsel in der Unternehmensführung?
- Wie reagieren deine Aktien auf Markttrends oder Ereignisse wie Zinsveränderungen und Wirtschaftsdaten?
- Welche Emotionen wecken die Schwankungen in dir, und wie würdest du handeln, wenn es echtes Geld wäre?
Zusatz-Tipp: Dokumentiere deine Beobachtungen, Gedanken und Erkenntnisse in einem Anlagetagebuch. Welche richtigen und falschen Entscheidungen hast du getroffen und warum? Ergänze das Tagebuch mit Hypothesen, warum du bestimmte Entwicklungen erwartet hast. Deine Notizen werden deine Analysefähigkeiten schärfen und dir wichtige Lektionen bringen.
Fazit nach Schritt 2: Deine große Entscheidung
Die Erfahrungen aus deinem Musterdepot bilden die ideale Grundlage für eine große Entscheidung: Macht dir der Umgang mit einzelnen Unternehmen Spass und konntest du gute Renditen erwirtschaften? Oder hast du festgestellt, dass dir Einzelaktien nicht liegen?
- Gruppe 1 – Fokus auf ETFs: Wenn du feststellst, dass Einzelaktien nicht dein Ding sind, bleib einfach beim ETF-Sparplan und erhöhe den Sparbetrag im Rahmen deiner Möglichkeiten. Langfristig wirst du auf eine stolze Summe blicken können.
- Gruppe 2 – ETFs und Einzelaktien kombinieren: Wenn dir die Arbeit mit Einzelaktien Spaß macht und du Lust hast, die besten Unternehmen und Investments unserer Zeit zu entdecken, dann ist der Weg zu Einzelaktien für dich frei. Für dich geht's weiter mit Schritt 3.
Schritt 3: Basics der Unternehmensanalyse verstehen (für Gruppe 2)
Bei der Unternehmensanalyse geht es nicht darum, Top-Experte in Rechnungswesen zu werden, sondern ein paar wesentliche Zusammenhänge zu verstehen und zu wissen, was ein erstklassiges Unternehmen (= Qualitätsaktie) ausmacht. Das beinhaltet qualitative Aspekte sowie bestimmte Finanzkennzahlen.
Nur wenige Top-Unternehmen schaffen es langfristig, immer wieder neue Allzeithochs an der Börse zu erreichen. Der Großteil aller Aktien verharrt unter alten Höchstständen oder verschwindet mit der Zeit in der Bedeutungslosigkeit. Daher ist es entscheidend, die Top 1% der börsennotierten Unternehmen mit der höchsten Qualität vom Rest zu unterscheiden und grobe Fehler bei der Aktienauswahl zu vermeiden.
Was macht eine Qualitätsaktie aus?
- Starkes Geschäftsmodell: z.B. monopolähnliche Produkte, geringe Konjunkturabhängigkeit, diversifizierte und wiederkehrende Umsätze, etc.
- Solide Finanzen: z.B. wachsende Umsätze, Gewinne und Cashflows, attraktive und steigende Margen, viel Bargeld, geringe Verschuldung, etc.
- Exzellente Unternehmensführung: z.B. gründergeführt mit einzigartigem Visionär an der Spitze, strategische Weitsicht, hoher Insider-Anteil, Integrität des Managementteams, etc.
- Einzigartige Unternehmenskultur: z.B. inspirierende Unternehmensmission, hohe Kundenorientierung, schnelle Innovationszyklen, etc.
- Attraktives Marktumfeld und nachhaltige Wettbewerbsvorteile: z.B. großer addressierbarer Markt, dominante Marktposition, hohe Markteintrittsbarrieren, geringe Wettbewerbsintensität, hohe Preissetzungsmacht, etc.
- Attraktive Wachstumschancen: z.B. Potenzial für organisches Wachstum, Erschließung neuer Marktsegmente abseits des Kerngeschäfts, etc.
- Aktienbewertung: z.B. steigender Anteil institutioneller Investoren, investorenfreundliche Praktiken, attraktives Verhältnis zwischen Preis und Potenzial, etc.
Wie gehst du vor?
- Firmeninformationen: Informationen zu Unternehmen findest du entweder direkt im Bereich Investor Relations auf der jeweiligen Unternehmenswebsite (einfach nach Investor Relations und der jeweiligen Firma googlen) oder bei (kostenlosen) Finanzportalen, z.B. Finchat, Seeking Alpha, Vizual Stocks, Yahoo Finance oder viele andere. Dort werden meist kostenlos die grundlegenden Finanzdaten wie Umsatzentwicklung, Gewinnmargen oder Verschuldung im Zeitverlauf dargestellt. Bücher und Podcasts sind ebenfalls ein guter Weg über Firmen und deren Führungsteam zu lernen. Meine Favoriten findest du ebenfalls im Bereich Ressourcen.
- Unternehmensanalyse: Online gibt es zahlreiche Ressourcen in deutscher oder englischer Sprache, die dir zeigen, wie man die Geschäftsberichte von Unternehmen analysiert – speziell als Einsteiger oder Fachfremder. Einfache Google-Suche und YouTube sind sehr hilfreich, z.B. Long Term Mindset. Im Bereich Ressourcen auf meiner Website findest du ebenfalls ein paar einführende Informationen hierzu.
Zusatz-Tipp: Aller Anfang ist schwer – lass dich nicht entmutigen und bleib konsequent dran. Hol dir Inspiration von verschiedenen Quellen und Personen, denn jede Perspektive kann dir helfen, neue Ansätze zu entdecken. Filtere heraus, was für dich am eingängigsten ist, und integriere es in deinen persönlichen Stil.
Schritt 4: Einstieg in echte Einzelaktien (für Gruppe 2)
Nach deinen Lernerfahrungen mit dem Musterdepot und mit einem grundlegenden Verständnis der Unternehmensanalyse ist es Zeit, mit kleinen Beträgen in echte Einzelaktien zu investieren – parallel zu deinem ETF-Sparplan.
Ich persönlich setze fast ausschließlich auf US-Unternehmen und halte die Zahl der Aktien in meinem Portfolio bewusst sehr klein (derzeit halte ich 6 Positionen), weil ich weiß, was ich tue.
Je unsicherer du dich fühlst, desto mehr Unternehmen solltest du in dein Portfolio aufnehmen, da durch die Streuung dein Risiko verringert wird. Deine Auswahl hängt zudem davon ab, welche Art von Unternehmen du bevorzugst. Etablierte Firmen mit hohem Börsenwert sind tendenziell stabiler und weniger risikoreich als kleine, unprofitable Unternehmen, die in wenigen Jahren wieder vom Markt verschwinden können. Ich setzte den Großteil meines Portfolios auf dominante und bereits etablierte Unternehmen, die weiterhin große Wachstumschancen haben.
Wie starte ich mit Einzelaktien?
- Investiere nur in das, was du auch verstehst: Wähle nur Top-Unternehmen aus, die du gut verstehst und analysiert hast. Setze zunächst auf etablierte Qualitätsunternehmen mit wachsenden Umsätzen, positiven Gewinnen, positivem freien Cashflow, hohem Cash-Bestand, geringer Verschuldung, nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen sowie starken Zukunftsaussichten.
- Starte klein: Halte den Anteil der Einzelaktien an deinem gesamten Portfolio zu Beginn sehr klein, z.B. bei unter 5% – ETFs bleiben die Basis.
Zusatz-Tipp: Fokussiere dich auf wenige, sorgfältig ausgewählte Unternehmen, um diese lieber im Detail zu verstehen, anstatt viele nur oberflächlich zu analysieren. Ich stelle mir immer vor, dass ich in meinem Leben nur 5-10 Möglichkeiten habe ein Unternehmen auszuwählen. Wenn ich diese aufgebraucht habe, kann ich nicht mehr investieren. Dadurch überlege ich sehr genau, ob ich eine Möglichkeit so einfach verschwende. Das minimiert Fehler und ermöglicht fundierte Entscheidungen. Bist du risikoaverser, empfiehlt sich eine breitere Diversifikation, um dein Risiko auf mehrere Unternehmen zu verteilen. Studien haben gezeigt, dass sich bei einem Portfolio von ca. 8-12 Unternehmen keine weitere unternehmensspezifische Risikominimierung durch eine höhere Diversifikation einstellt.
Schritt 5: Einzelaktien-Anteil schrittweise erhöhen (für Gruppe 2)
Mit wachsender Erfahrung kannst du den Anteil der Einzelaktien schrittweise erhöhen – je nachdem, mit welchem Verhältnis du dich persönlich wohl fühlst. Ich persönlich habe heute z.B. einen höheren Anteil in Einzelaktien als in ETFs.
Warum erst jetzt richtig mit Einzelaktien loslegen?
- Grund 1: Du hast inzwischen ein Gefühl für den Markt aufgebaut und kannst fundierte Investmententscheidungen treffen. Die größten Fehler hast du bereits jetzt in deinem Musterdepot gemacht.
- Grund 2: Ein höherer Anteil an Einzelaktien bedeutet mehr Risiko – aber auch die Chance auf höhere Renditen.
Zusatz-Tipp: Pflege stets eine Watchliste interessanter Unternehmen, um potenzielle Investments zu verfolgen, um dein Portfolio in Zukunft anzupassen oder zu erweitern.
Fazit: Der Weg zum erfolgreichen Investor ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Beginne mit einem ETF-Sparplan, sammle erste Erfahrungen über ein Musterdepot und bekomme ein Grundverständnis, worauf man bei erfolgreichen Unternehmen schauen muss.
Mit der Zeit kannst du dein Portfolio um Einzelaktien erweitern und den Anteil erhöhen – natürlich nur, wenn du der Typ dafür bist und Spass dabei hast.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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