Newsletter #17 - Das kleine schmutzige Geheimnis des Aktienmarktes
Willkommen bei DIY Weekly – Dein Finanz-Newsletter für Geldanlage an der Börse und langfristigen Vermögensaufbau
Wenn du an der Börse investierst, hoffst du darauf, Gewinne zu erzielen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Wusstest du, dass du mit den meisten Aktien an der Börse kein Geld verdienst?
Was im ersten Moment schockierend klingt, birgt eine wichtige Lektion für deine Anlagestrategie. Tatsächlich sorgen nur wenige herausragende Firmen für die gesamte Rendite, die an der Börse erwirtschaftet wird. Was bedeutet das für dich? Wie kannst du von dieser Erkenntnis profitieren? In diesem Newsletter zeige ich dir, wie du diese versteckte Dynamik für deine Strategie nutzen kannst.
Viel Spass beim Lesen!
Warum du mit den meisten Aktien an der Börse kein Geld verdienst
Ein breit gestreuter ETF wie der S&P 500 bietet langfristig durchschnittlich ca. 8-10% Rendite pro Jahr – eine solide Grundlage, die langfristig dein Vermögen vermehrt. Doch was passiert, wenn du nicht nur einen S&P 500 ETF wählst, sondern auch in einzelne Unternehmen investieren möchtest? Hier wird es spannend.
Die Mehrheit der börsennotierten Unternehmen liefert keine zufriedenstellende Performance – selbst dann nicht, wenn du geduldig bist und diese Unternehmen jahrelang im Portfolio behältst. Laut einer Studie von Hendrik Bessembinder aus dem Jahr 2018 bringen vier von sieben Aktien, die seit 1926 in der CRSP-Datenbank (eine der renommiertesten und umfassendsten Datenbanken für Finanzmarktdaten in den USA) gelistet wurden, weniger Rendite als sichere Staatsanleihen. Tatsächlich stammen die Gewinne des gesamten US-Aktienmarkts seit 1926 fast ausschließlich von den besten 4% der Unternehmen. Diese wenigen Firmen gleichen die Verluste und die schwache Performance der anderen 96% nicht nur aus, sondern überkompensieren diese deutlich. Das zeigt, wie ungleich die Renditen an der Börse verteilt sind.
Vereinfacht gesagt: Von allen börsennotierten Unternehmen in den USA sind es nur die besten 4%, die langfristig den gesamten Gewinn des Marktes generieren. Diese wenigen Unternehmen gleichen die Verluste und stagnierenden Ergebnisse der restlichen 96% mehr als aus.
Was bedeutet das für dich? Ganz einfach: Wenn du auf Einzelaktien setzt, liegt der Schlüssel in der richtigen Auswahl. Verfehlst du die wenigen herausragenden Firmen, läufst du Gefahr, die durchschnittliche Marktrendite (d.h. die Rendite des S&P 500) zu verpassen – oder sogar Verluste zu machen.
Ich möchte dir die Studienerkenntnisse an einem aktuellen Beispiel verdeutlichen: Der S&P 500 im Jahr 2024 (Daten bis Oktober). Der S&P 500, der die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA umfasst, zeigt auch dieses Jahr: Wenige Schwergewichte wie Nvidia, Apple oder Meta dominieren dessen Gesamtperformance in 2024. Ohne diese wenigen Börsenstars wäre die Rendite des S&P 500 deutlich niedriger. Konkret legte der S&P 500 von Januar bis Oktober 2024 um 21,8% zu. Ein Viertel davon war der starken Aktienkursentwicklung von Nvidia geschuldet (sh. Chart unten).
In anderen Worten: Mit Nvidia lieferte ein einziges Unternehmen ca. 25% der gesamten Rendite des S&P 500 im Jahr 2024. Wenn der S&P 500 Nvidia nicht beinhalten würde, dann läge die Performance des S&P 500 dieses Jahr statt 21,8% “nur” bei 16,4%. Das ist immer noch sehr hoch, aber du verstehst den Punkt hoffentlich. Sehr wenige Unternehmen treiben die Performance im gesamten Aktienmarkt. Die meisten Unternehmen liefern dir nur eine sehr geringe Rendite oder sogar Verluste.
Die wichtige Botschaft lautet für dich:
- Wenn du in einzelne Unternehmen investierst, musst du die wenigen herausragenden Firmen identifizieren, um langfristig von hohen Renditen jenseits eines ETFs zu profitieren.
- Wenn du in ETFs wie den S&P 500 investierst, kann dir die Studie von Hendrik Bessembinder egal sein. Beim S&P 500 profitierst du automatisch von den wenigen großen Gewinnern. Der S&P 500 beinhaltet zwar auch zahlreiche Verlierer, aber diese werden von den Gewinner-Aktien überkompensiert. Es ist wie im Fußball: Die wenigen Stars machen den Unterschied, selbst wenn einige durchschnittliche oder schwächere Spieler im Team dabei sind. Der beste Spieler in deiner Mannschaft kann die schlechte Leistung aller anderen Spielern wettmachen, indem er das spielentscheidende Tor erzielt.
Das ist auch der Grund, warum ich in meiner Investmentstrategie so selektiv bin. Ich prüfe die wenigen Unternehmen, in die ich investiere, auf Herz und Nieren, um mein Verlustrisiko zu minimieren und nur die Crème de la Crème der Unternehmen auszuwählen.
Warum du Gewinner-Unternehmen langfristig halten solltest: Die Bedeutung der besten Handelstage
Einer der größten Herausforderungen am Aktienmarkt ist neben der Auswahl der Gewinner-Unternehmen, der Versuch den Markt zu timen, d.h. den perfekten Moment für den Kauf oder Verkauf einer Aktie zu finden.
Rückblickend scheint es kinderleicht: Kaufe am Tiefpunkt, verkaufe am Höhepunkt – und schon hast du einen guten Gewinn erzielt. Doch die Realität ist trickreicher. Niemand kann vorhersagen, wann diese entscheidenden Momente der Tiefs und Hochs kommen und wann die besten Handelstage eines Jahres vorkommen. Die meisten Anleger, die sich in diesem Timing versuchen, verpassen am Ende die besten Handelstage. Über 20 Jahre sollen es lediglich 6% Prozent der professionellen Fondsmanager geschafft haben, den S&P 500, der die Aktien der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen abbildet, zu schlagen.
Beispiel
Bei YouTube bin ich kürzlich auf eine interessante Analyse zur Performance der Tesla-Aktie seit dem Börsengang gestoßen. Hier findest du das Video in voller Länge.
Eine Investition von 100 US-Dollar in Tesla am Tag des Börsengangs (29. Juni 2010) wäre bis heute auf beeindruckende 27.386 US-Dollar angewachsen – vorausgesetzt, du hättest die Aktie über die gesamte Zeit von mehr als 14 Jahren (3.643 Handelstage) gehalten. Doch hättest du die 41 besten Handelstage der Aktie in diesen 14 Jahren verpasst, wäre dein Investment kaum gewachsen: Aus 100 US-Dollar wären lediglich etwas mehr als 100 US-Dollar geworden.
Nochmal in anderen Worten: Wenn du die Tesla-Aktie nur an den 41 besten Handelstagen seit dem Börsengang gehalten hättest, hättest du dieselbe Performance erzielt, wie ein Investor, der an allen möglichen 3.643 Handelstagen investiert gewesen wäre. Ich bezweifle, dass es auch nur einen Menschen auf der Welt gibt, der genau diese 41 Tage über einen Zeitraum von mehr als 14 Jahren perfekt antizipieren kann.
Damit möchte ich folgendes sagen: Wenn du die sonnigsten Tage des Jahres auf Mallorca erleben möchtest, musst du die gesamten 365 Tage dort verbringen, weil du nicht weißt, wann es am sonnigsten sein wird. Beim Investieren in Einzelaktien gilt dasselbe. Du kommst nur dann in den Genuß der besten Handelstage, wenn du langfristig investiert bleibst.
Unten im Chart findest du eine Übersicht, wie sich die täglichen Renditen der Tesla-Aktie über die 3.643 Handelstage seit dem Börsengang verteilen (sh. Chart unten). Beispielsweise gab es 51 Handelstage, an denen die Aktie mit mehr als 10% im Plus lag und 28 Tage, an denen sie mit mehr als 10% im Minus stand. An 1.019 Handelstagen legte die Aktie zwischen 0% und 2% zu.
Generell lässt sich sagen, dass die Tesla-Aktie an 1.925 von 3.643 Handelstagen eine positive Performance zeigte (also in 52,8% der Fälle), wohingegen die Aktie an 1.718 von 3.643 Handelstagen eine negative Performance zeigte (also in 47,2% der Fälle). Das klingt im ersten Moment nach erstaunlich wenig positiven Handelstagen. Dennoch reicht diese knappe Mehrheit aus, um in 14 Jahren aus 100 US-Dollar über 27.000 US-Dollar zu machen.
Dieses knappe Verhältnis zwischen guten und schlechten Handelstagen ist übrigens keine Tesla-spezifische Besonderheit, sondern eine allgemein gültige Eigenschaft von Gewinner-Aktien. Das zeigt z.B. der folgende Chart, der die Handelstage von Tesla, Nvidia und dem S&P 500 seit dem 29. Juni 2010 miteinander vergleicht:
Bei Nvidia – ebenfalls eine der besten Aktien der letzten Jahre – liegt der Anteil der positiven Handelstage bei 54,2% und beim S&P 500 bei 58,7%. Du solltest dich also als langfristiger Anleger in Einzelaktien und ETFs daran gewöhnen, dass deine Investitionen gefühlt jeden zweiten Tag im Minus stehen – eine profunde Erkenntnis wie ich finde.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in Geduld und Beständigkeit: Bleibe langfristig investiert, sobald du ein seltenes Gewinner-Unternehmen identifiziert hast. Die besten Tage am Markt kommen oft unerwartet – nur wer bleibt, kann sie erleben. Die Zeit, die du im Markt verbringst, ist entscheidender als der Versuch, die perfekten Ein- und Ausstiegspunkte zu finden. Das solltest du dir immer in Erinnerung rufen.
Abschließend zur Veranschaulichung die Kursverläufe von Gewinner-Aktien wie Tesla, Nvidia und dem S&P 500 in den letzten 5 Jahren:
Tesla: +1.510% (aus 10.000€ wurden 161.000€)
Tesla hat mit dem Model Y seit 2020 den entscheidenden Schritt in das Massengeschäft der Elektrofahrzeuge geschafft und sich als einziger profitabler westlicher Hersteller etabliert. Nach einer dreijährigen Seitwärtsbewegung seit 2021, die unter anderem durch Preissenkungen zur Belebung der zinsbedingt gedämpften Autonachfrage geprägt war, verzeichnet die Aktie seit Herbst 2024 wieder deutliche Kursgewinne und ein neues Allzeithoch. Treibende Faktoren sind verbesserte Quartalszahlen, die Aussicht auf erschwinglichere Fahrzeugmodelle, die schnelle Skalierung des Geschäfts um Stromspeicherlösungen, Fortschritte beim autonomen Fahren und in der Robotik sowie der jüngste Wahlsieg von Donald Trump.
Nvidia: +2.384% (aus 10.000€ wurden 248.400€)
Nvidia hat erfolgreich den Sprung vom Gaming-Markt in den Bereich der Rechenzentren geschafft. Die Grafikprozessoren (GPUs) des Unternehmens sind unverzichtbar für Anwendungen in der Künstlichen Intelligenz und im maschinellen Lernen, was zu einem explosiven Umsatzwachstum in diesem Segment führte. Dieser Fokus auf zukunftsweisende Technologien hat den kometenhaften Aufstieg von Nvidia seit 2023 entscheidend vorangetrieben.
S&P 500: +86% (aus 10.000€ wurden 18.462€)
Trotz der Herausforderungen durch die COVID-19-Krise und einem schwachen Jahr 2022, geprägt von hoher Inflation, aggressiven Zinserhöhungen der Notenbanken, Rezessionsängsten und geopolitischen Unsicherheiten, konnte der S&P 500 eine beachtliche Rendite von 86% erzielen – beinahe eine Verdoppelung deines eingesetzten Kapitals in 5 Jahren.
Fazit: Deine Strategie entscheidet über deinen Erfolg
Wie wir gesehen haben, hängen langfristige Erfolge oft von wenigen herausragenden Unternehmen ab, während viele andere Aktien keine oder nur geringe Renditen liefern.
Daher liegt der Schlüssel in einer durchdachten Strategie:
- Finde dich mit der Realität des Marktes ab: Sei selektiv und investiere gezielt in die wenigen Firmen, die unsere Zukunft gestalten und diese mit großer Wahrscheinlichkeit dominieren werden – oder profitiere automatisch von deren Erfolg, indem du breiter gestreut in ETFs wie den S&P 500 investierst.
- Langfristige Perspektive schlägt Markttiming: Die besten Handelstage kannst du nicht vorhersagen – aber du kannst sie erleben, indem du auf Dauer investiert bleibst. Selbst starke Unternehmen wie Tesla oder Nvidia haben längere Phasen der Seitwärtsbewegung oder Rückgänge. Aber wer ein seltenes Gewinner-Unternehmen in den Händen hält, wird für seine Geduld langfristig belohnt.
Mit dem richtigen Fokus, etwas Mut und Ausdauer kannst du deine finanziellen Ziele erreichen. Beginne heute, deine Strategie zu optimieren, und nutze die Chancen, die der Markt bietet.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.
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