Newsletter #32 - Zölle können so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind

Newsletter #32 - Zölle können so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind

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An den globalen Aktienmärkten dominiert weiterhin das Thema der US-Zollpolitik und deren wirtschaftliche Auswirkungen.

Am 2. April 2025 erklärte US-Präsident Trump den Tag zum "Liberation Day" (= Tag der Befreiung) und kündigte die weitreichendste Erhöhung von Importzöllen seit den 1930er Jahren an. Diese markieren eine bedeutende Wende in der US-Handelspolitik hin zu stärkerem Protektionismus. Während die US-Regierung die Maßnahmen als notwendigen Schritt zur Wiederbelebung der heimischen Industrie und zur Korrektur unfairer Handelspraktiken sieht, warnen andere vor möglichen negativen wirtschaftlichen Folgen sowohl für die USA als auch für die globale Wirtschaft.

  • Die Maßnahmen vom "Liberation Day" umfassen einen universellen Zollsatz von 10% auf nahezu alle Importe, der ab dem 5. April 2025 gilt.
  • Ab dem 9. April treten zusätzliche länderspezifische Zölle in Kraft, die sich an den Handelsdefiziten der USA mit Ländern wie China, der EU, Vietnam, Taiwan oder Japan orientieren.

Kommando zurück?

Nur eine Woche nach dem "Liberation Day" hat US-Präsident Trump nun eine 90-tägige Pause im Zollstreit mit den meisten betroffenen Ländern verkündet.

  • Mehr als 75 Länder, darunter die EU und andere wichtige Handelspartner, hätten sich bei Vertretern der Vereinigten Staaten gemeldet und darum gebeten, eine gemeinsame Lösung auszuhandeln. Die Pause gilt ab sofort. Währenddessen soll ein universeller Zollsatz in Höhe von 10% gelten.
  • China ist von der 90-tägigen Zollpause ausgenommen: Die USA erhöhen den Zollsatz auf Einfuhren aus der Volksrepublik mit sofortiger Wirkung auf 145%. Peking reagierte umgehend und kündigte ebenfalls eine Erhöhung der Zölle auf US-Importe auf 125% an. Diese Maßnahme soll ab Samstag in Kraft treten.

In anderen Worten: Wir sehen eine steigende Chance auf eine mögliche Annäherung zwischen den USA und mehr als 75 Ländern, die Verhandlungsbereitschaft signalisiert haben – auf der anderen Seite deutet sich eine weitere Eskalation zwischen China und den USA an bevor es auch dort zu Verhandlungen kommen könnte.

Die globalen Aktienmärkte reagierten mit einem Aufschwung auf Trumps Mitteilung der 90-tägige Zollpause. So legten auch die US-Börsen unmittelbar nach der Nachricht stark zu: Der S&P 500 stieg am Mittwoch um +9,5% und markierte damit den drittstärksten Tagesanstieg des Index seit 1990 (sh. Tabelle unten).

Am Folgetag gab der S&P 500 allerdings wieder einige Gewinne ab, sodass wir uns nun immer noch rund 15% unter dem Rekordhoch aus dem Februar 2025 befinden (sh. Chart).

Wie geht's nun weiter?

Im Gegensatz zur COVID-19-Pandemie oder der systemischen Finanzkrise von 2008 haben die aktuellen Zölle einen entscheidenden Vorteil: Sie lassen sich ebenso rasch zurücknehmen, wie sie eingeführt wurden – und könnten so eine schnelle wirtschaftliche Erholung ermöglichen.

Nach den bisherigen Äußerungen der US-Regierung ist davon auszugehen, dass Zölle langfristig Bestand haben könnten, allerdings nicht in der aktuellen Höhe, sondern bei einer bestimmten Baseline, z.B. 10%. Wichtig sind neben den Zöllen vor allem die "nichttarifären" Handelshemmnisse, die den USA den Marktzugang in anderen Ländern erschweren und nun verstärkt zur Debatte stehen.

Die jüngsten Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten aus den USA deuten bislang (noch) nicht auf eine Abschwächung der US-Konjunktur hin. Dennoch bleibt die Zolldebatte hochdynamisch und schwer vorhersehbar, da sich das geopolitische und wirtschaftliche Umfeld nahezu täglich verändert. Schon eine einzelne Nachricht kann die Märkte in die eine oder andere Richtung bewegen.

Im ungünstigsten Fall könnten sich die Zolldiskussionen weiter zuspitzen und länger hinziehen. Das erschwert Unternehmen die Planungssicherheit – Investitionen und Personalentscheidungen werden aufgeschoben, was zum Auslöser eines Wirtschaftsabschwungs werden könnte. Ein solches Szenario liegt nicht im Interesse der USA – daher ist davon auszugehen, dass hinter den Kulissen mit Hochdruck an einer tragfähigen Lösung gearbeitet wird.

Hinzu kommt: Die US-Zentralbank (Fed) hat bisher (noch) keine Signale dafür gegeben, dass sie in nächster Zeit die US-Wirtschaft durch mögliche Zinssenkungen stützen wird.

  • Die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinssenkung beim nächsten Fed-Treffen am 7. Mai 2025 wird aktuell nur auf 26% beziffert.
  • Die Inflation in den USA befindet sich zwar auf dem Rückzug (sh. Chart unten), allerdings fürchtet die Fed, dass die Handelspolitik des Weißen Hauses die Inflation wieder anheizen und Wirtschaftswachstum abwürgen könnte. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass die Fed kurzfristig einschreitet, falls die Zoll-Situation weiter eskaliert.
  • Zur Erinnerung: Fallende Zinsen stimulieren die Kreditaufnahme und Konsum und dienen typischerweise als positiver Katalysator für den Aktienmarkt.

Was also tun?

Wie eingangs erwähnt, liegt der S&P 500 rund 15% unter seinem letzten Allzeithoch. Damit befinden wir uns in einer Korrektur (ab Minus 10%), aber noch nicht in einem ernsten Bärenmarkt (ab Minus 20%).

Die folgende Grafik verdeutlicht, dass diese Schwankungen nichts ungewöhnliches sind, sondern zum US-Aktienmarkt dazugehören. Die Spalte "DD" (Drawdown) zeigt die maximalen Rückgänge des S&P 500 während eines Jahres. Beispielsweise verzeichneten wir im Jahr 2022 einen unterjährigen Rückgang von 25,4% sowie 2018 einen Rückgang von 19,8%. "TR" steht für Total Return und zeigt die Rendite des S&P 500 am Ende eines jeden Jahres. So kam es z.B. in 2020 zu einem unterjährigen Rückgang des S&P 500 von 33,9%, der Index schloss das Jahr aber trotzdem mit einer Rendite von 18,4% ab.

In diesen Phasen ist es besonders wichtig, standhaft zu bleiben. Sei smart und lass dich nicht von deinem Bauchgefühl leiten. Historisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit langfristig steigender Kurse deutlich höher als die eines anhaltenden Rückgangs.

Anlass zum vorsichtigen Optimismus gibt z.B. folgende Statistik, die die Entwicklung des S&P 500 über einen Zeitraum von 1, 3 und 5 Jahren nach seinen stärksten 1-tätigen Anstiegen (wie zuletzt am 9. April 2025) zeigt:

Da wir jedoch keine Glaskugel zur Hand haben und ein weiterer Abschwung denkbar ist, empfiehlt sich bei einem ETF wie dem S&P 500 wie immer folgende Strategie bei einem verfügbaren Kapital von z.B. 10.000€:

  • Rückgang von 5%: Investment von 1.000€ (bereits erreicht)
  • Rückgang von 10%: Investment von 2.500€ (bereits erreicht)
  • Rückgang von 20%: Investment von 3.000€ (kommt als nächste Stufe, aktuell liegen wir bei -15% beim S&P 500)
  • Rückgang von 30%: Investment von 1.500€
  • Rückgang von 40%: Investment von 1.000€
  • Rückgang von 50%: Investment von 1.000€

Schwankungen wie jetzt sind unangenehm, aber langfristig kein Grund zur Panik. Wer systematisch investiert – ob über Sparplan oder gestaffelte Einmalkäufe bei Kursrücksetzern – bleibt handlungsfähig, auch wenn die Märkte kurzfristig nervös reagieren.

Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.

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