Newsletter #8 - Gewinn- und Verlustrechnung: Erträge, Aufwendungen und Gewinne

Newsletter #8 - Gewinn- und Verlustrechnung: Erträge, Aufwendungen und Gewinne

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Wenn du als DIY-Anleger nicht nur in ETFs, sondern auch in einzelne Unternehmen investierst, solltest du die Sprache der Geschäftswelt verstehen.

Dabei konzentriert sich alles auf drei zentrale Komponenten, und diese beinhalten den Schlüssel zu erfolgreichen Börseninvestments:

  • Gewinn- und Verlustrechnung ("Profit and loss statement" oder "P&L")
  • Kapitalflussrechnung ("Cash Flow Statement")
  • Bilanz ("Balance Sheet")

In den nächsten Wochen werde ich dir helfen, alle drei Komponenten genauer zu verstehen, um gewinnbringend zu investieren.

Heute fokussieren wir uns auf die Gewinn- und Verlustrechnung ("P&L") eines Unternehmens und wie du sie in nur wenigen Minuten verstehst.

Lass uns eintauchen!

Wie du eine "P&L" innerhalb weniger Minuten durchdringst: Die acht wichtigsten Kennzahlen, die du kennen solltest (am Beispiel der Apple-Aktie)

"Ich erinnere mich noch gut, als ich zum ersten Mal eine P&L gelesen habe. Es wirkte kompliziert, aber sobald ich die wichtigsten Kennzahlen verstanden hatte, öffnete sich eine neue Welt für mich. Diese Fähigkeit half mir, erfolgreich zu investieren und mein Aktienvermögen erheblich zu steigern."

Die "P&L" zeigt, wie viel Geld ein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum eingenommen und ausgegeben hat, z.B. über die letzten 3 Monate. Sie zeigt den Gewinn (oder Verlust) und beeinflusst gemeinsam mit den Gewinnerwartungen maßgeblich den Aktienkurs.

Börsennotierte Unternehmen berichten Einnahmen und Ausgaben in leicht unterschiedlichen Detailgraden - manche Unternehmen veröffentlichen mehr Details, manche weniger. Zudem werden oft unterschiedliche Begriffe verwendet.

Daher kann eine "P&L" auf Außenstehende wie eine komplizierte Fremdsprache wirken. Wenn man jedoch weiß, worauf es ankommt, und wie man sie zu lesen hat, ist es einfach zu verstehen - eine "P&L" folgt nämlich immer dem gleichen Grundschema.

Schauen wir uns Apple als Beispiel an.

Im Bereich Investor Relations auf der Apple-Website findest du den Bericht für das letzte Quartal (Q3 2024), der unter anderem die "P&L" enthält. Dort werden die Zahlen aus Q3 2024 (endete am 29. Juni 2024) mit denen aus dem Vorjahresquartal Q3 2023 (endete am 1. Juli 2023) verglichen. Die meisten Werte sind in Mio. $ angegeben oder entsprechend gekennzeichnet, falls davon abgewichen wird.

Hier ein Überblick über die "P&L" von Apple:

Lass uns nun die wichtigsten Begriffe und Bestandteile einer typischen "P&L" näher betrachten:

  • Kennzahl 1 - Umsatz (meist "Revenue" oder "Net Sales"): Das ist der Betrag, den das Unternehmen durch den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen eingenommen hat. Umsatz ist die oberste Zeile, oft als "Top Line" bezeichnet. Beispiel: Apple hat im letzten Quartal einen Umsatz von 85,8 Mrd. $ erzielt. 61,6 Mrd. $ wurden mit "Products" (z.B. iPhone, Mac, iPad, etc.) erzielt, 24,2 Mrd. $ mit "Services" (z.B. Advertising, AppleCare, Cloud-Services, AppStore, ApplePay, etc.).
  • Kennzahl 2 - Kosten der verkauften Produkte (meist "Cost of Sales" oder "Cost of Goods Sold" oder "COGS"): Diese Kosten entstehen direkt durch die Produktion der Güter oder Dienstleistungen, die das Unternehmen verkauft. Ein gutes Beispiel sind die Rohstoffe oder Arbeitskräfte, die direkt in die Produktion einfließen. Beispiel: Apple hat im letzten Quartal direkte Produktionskosten von 46,1 Mrd. $. Diese beinhalten z.B. Kosten für Rohmaterialien und Komponenten, die in Geräten wie iPhone oder MacBooks verbaut werden. Das entspricht 53,7% vom Umsatz (46,1 Mrd. $ / 85,8 Mrd. $).
  • Kennzahl 3 - Bruttogewinn (meist "Gross Profit" oder "Gross Margin"): Die Differenz zwischen Umsatz und den Kosten der verkauften Produkte - sie zeigt, wie viel Geld das Unternehmen nach den direkten Produktionskosten übrig hat. Beispiel: Bei einem Umsatz von 85,8 Mrd. $ und abzüglich direkter Produktionskosten von 46,1 Mrd. $ erwirtschaftete Apple einen Bruttogewinn von 39,7 Mrd. $. Das entspricht einer Bruttomarge von 46,3% (39,7 Mrd. $ / 85,8 Mrd. $).
  • Kennzahl 4 - Betriebskosten (meist "Operating Expenses" oder "OPEX"): Diese umfassen alle anderen Kosten, die im Rahmen des Geschäftsbetriebs anfallen, wie Marketing, Forschung und Entwicklung, allgemeine Verwaltungskosten, etc. Beispiel: Bei Apple fielen im letzten Quartal Betriebskosten in Höhe von 14,3 Mrd. $ an, was 16,7% des Umsatzes entspricht (14,3 Mrd. $ / 85,8 Mrd. $). 8,0 Mrd. $ entfielen dabei auf Forschung und Entwicklung ("Research and Development") und 6,3 Mrd. $ auf Vertriebs- und Verwaltungskosten ("Selling, General and Administrative" oder "SG&A"). Dazu zählen Kosten für globale Werbekampagnen, den Betrieb der Apple Stores, Gehälter für das Management und andere Verwaltungsangestellte und vieles mehr.
  • Kennzahl 5 - Betriebsgewinn (meist "Operating Income"): Das ist der Gewinn vor Steuern und Zinsen. Hier siehst du, wie viel Geld übrig bleibt, wenn das Unternehmen seine direkten Produktionskosten sowie alle Betriebskosten (außer Zinsen und Steuern) abgezogen hat. Beispiel: Der Betriebsgewinn von Apple im letzten Quartal belief sich auf 25,3 Mrd. $, was 29,6% des Umsatzes entspricht. Dies wird auch als operative Gewinnmarge bezeichnet.
  • Kennzahl 6 - Nettogewinn (meist "Net Income"): Dies ist die berühmte "Bottom Line". Sie zeigt, wie viel Gewinn das Unternehmen nach Abzug aller Kosten, Zinsen und Steuern erzielt hat. Beispiel: Der Nettogewinn von Apple im letzten Quartal belief sich auf 21,4 Mrd. $, was 25,0% des Umsatzes entspricht. Dies wird auch als Nettomarge bezeichnet.
  • Kennzahl 7 - Gewinn pro Aktie (meist "Earnings per Share" oder "EPS"): Dieser gibt an, wie viel Gewinn auf jede einzelne Aktie entfällt. Er wird berechnet, indem der Nettogewinn durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien geteilt wird. Dies ist eine wichtige Kennzahl für Investoren, da sie zeigt, wie profitabel das Unternehmen für die Aktionäre ist. Beispiel: Apple's Gewinn pro Aktie betrug im letzen Quartal 1,40 $.

  • Kennzahl 8 - Aktienanzahl zur Berechnung des Gewinns pro Aktie ("Shares used in computing EPS"): Diese Zahl gibt an, wie viele Aktien zur Berechnung des Gewinns pro Aktie ("EPS") verwendet werden. Wenn ein Unternehmen Aktien zurückkauft, reduziert das die Anzahl der im Umlauf befindlichen Aktien, was bei gleichbleibendem Nettogewinn zu einem höheren "EPS" führt. Betrachtet wird meist das "Diluted EPS", das zusätzlich potenzielle Aktien, die durch Wandelanleihen, Optionen oder andere Instrumente entstehen könnten, berücksichtigt. Beispiel: Die Anzahl der ausgegeben Aktien ("diluted") im letzten Quartal, die zur Berechnung des Gewinn pro Aktie verwendet wurden, betrug 15,3 Mrd.

Hier sind fünf Merkmale, die die "P&L" von erstklassige Unternehmen auszeichnen.

Wenn du dir die "P&L" eines Unternehmens ansiehst, in welches du möglicherweise investieren möchtest, solltest du gezielt nach folgenden positiven Charakteristiken Ausschau halten.

  • Merkmal 1 - Stetig wachsender Umsatz: Ein Unternehmen mit steigendem Umsatz zeigt, dass es erfolgreich verkauft. Der Umsatz kann wachsen, weil das Unternehmen mehr verkauft, höhere Preise erzielt oder beides. Beispiel: Apple konnte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,9% steigern.
  • Merkmal 2 - Hohe und steigende Bruttomarge: Die Bruttomarge zeigt, wie effizient das Unternehmen seine Produkte produziert und seine Dienstleistungen bereitstellt. Eine höhere Bruttomarge bedeutet, dass das Unternehmen seine Produkte entweder kostengünstiger produziert oder höhere Preise gegenüber seinen Kunden durchsetzen kann. Beispiel: Apple konnte seine Bruttomarge im Vergleich zum Vorjahresquartal von 44,5% auf 46,3% steigern.
  • Merkmal 3 - Geringe Betriebskosten im Verhältnis zum Umsatz: Je geringer die Betriebskosten im Verhältnis zum Umsatz, desto profitabler ist das Unternehmen. Ideal ist, wenn ein Unternehmen seine Betriebskosten im Griff hat und die Betriebskosten langsamer steigen als der Umsatz. Beispiel: Bei Apple war dies im letzten Quartal leider nicht der Fall. Die Betriebskosten ("OPEX") stiegen mit 6,8% im Vergleich zum Vorjahresquartal schneller als der Umsatz (+4,9%), d.h. der Anteil der Betriebskosten am Umsatz stieg von 16,4% auf 16,7%.
  • Merkmal 4 - Steigender Nettogewinn und Nettomarge: Am Ende des Tages zählt der Nettogewinn. Ein solides Unternehmen erzielt einen wachsenden Nettogewinn, was auf gesunde Finanzstrukturen und ein nachhaltiges Geschäftsmodell hinweist. Je höher der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz, desto besser. Zunehmende Gewinnmargen zeigen, dass das Unternehmen seine Effizienz erhöht und Wachstum erzielt, ohne die Kosten überproportional zu steigern. Beispiel: Apple konnte seinen Nettogewinn um 7,9% im Vergleich zum Vorjahresquartal steigern und seine Nettomarge von 24,3% auf 25,0% erhöhen.
  • Merkmal 5 - Steigender Gewinn pro Aktie ("EPS"): Wenn der Gewinn pro Aktie wächst, bedeutet das, dass das Unternehmen profitabel ist und den Wert für die Aktionäre erhöht. Ein steigendes "EPS" kann ein Zeichen dafür sein, dass das Unternehmen profitabel wächst, ohne die Anzahl der Aktien übermäßig zu verwässern. Beispiel: Der Gewinn pro Aktie stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,9% und daher schneller als der Nettogewinn (+7,9%). Das lag daran, dass Apple verstärkt Aktien des eigenen Unternehmens zurückgekauft hat und somit die Zahl der ausgegebenen Aktien verringerte (-2,7%). Das wirkt sich positiv auf den Gewinn pro Aktie aus, da der Gewinn auf weniger Aktien verteilt wird.

Achtung: Fünf mögliche Signale, die zur Vorsicht mahnen!

Hier sind fünf gelbe Flaggen, die du beachten solltest, wenn du eine "P&L" durchgehst:

  • Warnsignal 1 - Stagnierender oder rückläufiger Umsatz: Wenn der Umsatz über mehrere Quartale oder Jahre stagniert oder sogar rückläufig ist, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass das Unternehmen Probleme hat, seine Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt zu platzieren. Beispiel: Apple konnte seinen Umsatz zum Vorquartal um rund 5% steigern, daher kein klassisches Warnsignal.
  • Warnsignal 2 - Sinkende Bruttomarge: Wenn die Bruttomarge schwindet, kann das bedeuten, dass die Produktions- / Bereitstellungskosten stärker steigen oder das Unternehmen gezwungen ist, seine Preise erheblich zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Beispiel: Apple konnte seine Bruttomarge zum Vorquartal von 44,5% auf 46,3% erhöhen, daher kein klassisches Warnsignal.
  • Warnsignal 3 - Steigende Betriebskosten im Verhältnis zum Umsatz: Wenn die Betriebskosten schneller steigen als der Umsatz steigen, könnte das ein Anzeichen für Ineffizienz oder schlechte Kostenkontrolle sein. Dies kann langfristig die Profitabilität beeinträchtigen. Steigende Betriebskosten können unterschiedliche Gründe haben. Beispiel: Apple musste im letzten Quartal einen größeren Teil vom Umsatz für Betriebskosten aufwenden (Anstieg von 16,4% auf 16,7%). Das sollte man als Anleger im Blick behalten.
  • Warnsignal 4 - Sinkende Nettomarge oder negative Gewinne: Die Nettomarge misst den Gewinn, den ein Unternehmen nach Abzug aller Kosten, Zinsen und Steuern erzielt, im Verhältnis zum Umsatz. Wenn die Nettomarge sinkt oder das Unternehmen negative Gewinne verzeichnet, ist das ein klares Warnsignal. Es zeigt, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, profitabel zu bleiben, auch wenn es weiterhin Umsätze generiert. Sinkende Gewinne können auf steigende Kosten, Preisdruck oder ineffiziente Geschäftsabläufe hindeuten. Beispiel: Apple konnte seine Nettomarge zum Vorquartal von 24,3% auf 25,0% erhöhen und erwirtschaftete damit einen Nettogewinn von 25,5 Mrd. $, daher kein klassisches Warnsignal.
  • Warnsignal 5 - Übermäßige Verwässerung der Aktien: Wenn ein Unternehmen neue Aktien ausgibt, werden die bestehenden Aktien im Wert verwässert, weil sie jetzt einen kleineren Anteil am Unternehmen repräsentieren. Stell dir vor, du hast ein Kuchenstück, das du mit drei Freunden teilst. Wenn plötzlich mehr Freunde hinzukommen, wird dein Stück kleiner. Ähnlich verhält es sich mit Aktien. Wenn ein Unternehmen zu viele neue Aktien ausgibt, wird der Gewinn pro Aktie ("EPS") kleiner. Das ist oft ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, auf andere Weise Geld zu beschaffen, und das kann langfristig den Aktienwert für Investoren verringern. Beispiel: Apple konnte die Zahl der ausgegebenen Aktien ("Diluted") durch Aktienrückkäufe um 2,7% reduzieren, was den Aktionären zugute kommt, daher kein klassisches Warnsignal.

Die "P&L" eines Unternehmens zu verstehen, ist ein wesentlicher Schritt, um eine fundierte Anlageentscheidung zu treffen.

Die "P&L" gibt dir einen Überblick darüber, wie profitabel ein Unternehmen ist und ob es sich auf einem langfristigen Wachstumspfad befindet.

Dabei solltest du immer auf die Umsatzentwicklung, Margen, Gewinn pro Aktie ("EPS") und die Kosteneffizienz des Unternehmens achten – und gleichzeitig die gelben Flaggen im Blick behalten, die auf mögliche Probleme hindeuten könnten.

Wie immer gibt es ein paar Ausnahmen und Besonderheiten, die ich aus Zeitgründen ein anderes Mal behandle.

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Hier ein paar Beispiele:

Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Samstag.

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